Kompass Nachhaltigkeit

Öffentliche Beschaffung

Papier

Soziale und ökologische Risiken in der Lieferkette von Papier

Das Wichtigste in Kürze

Was Sie bei der Beschaffung von Papier beachten sollten

Die öffentliche Verwaltung verbraucht jedes Jahr große Mengen an Papier. Trotz der Digitalisierung steigt der weltweite Papierverbrauch jährlich an, insbesondere in den Industriestaaten. Und das, obwohl die Herstellung von Papier aus Frischfasern sehr energie-, wasser- und rohstoffintensiv ist.

Die öffentliche Beschaffung kann wichtige Anreize für eine nachhaltigere Produktion setzen und zugleich Vorreiterrolle spielen für die Nutzung von recyceltem Papier. Vor allem aber gilt: Je weniger Papier verbraucht wird, desto besser. Erfahren Sie mehr über die die ökologischen und sozialen Herausforderungen bei der Herstellung von Papier.

Weiterführende Informationen

Allgemeine Hinweise zur Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in den Beschaffungsprozess finden Sie hier.

Ein Online-Tool zur Prüfung menschenrechtlicher Risiken in der Lieferkette vom „Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte“ finden Sie hier.

Kommunale Praxisbeispiele zur Beschaffung von Papier finden Sie hier.

Weiterführende Infos dazu finden Sie hier:

Die Lieferkette von Papierprodukten im Detail

Lieferkette im Detail

(nach UBA)

Klicken Sie auf einzelne Schritte in der Infografik links, um mehr über die ökologischen und sozialen Risiken bei der Beschaffung von Papierprodukten zu erfahren.

01 Rohstoffgewinnung

Für die Produktion von Papier aus Frisch- oder Primärfasern wird Holz benötigt. Dabei handelt es sich zwar um einen nachwachsenden Rohstoff, doch die hohe Nachfrage ist alles andere als umweltfreundlich: Jedes Jahr gehen 13 bis 15 Millionen Hektar Wald weltweit verloren – das sind etwa 35 Fußballfelder pro Minute. Und dabei ist Wald nicht gleich Wald: Für nicht-heimische, tropische Holzarten wie Eukalyptus werden Urwälder oder naturnahe Wälder gerodet, oftmals illegal. Das gilt auch für den Holzschlag aus nördlichen, borealen Wäldern. Darüber hinaus wird Tropenholz häufig auf Plantagen angebaut, und zwar als Monokulturen. So führt insbesondere die Verwendung von Holz, das nicht aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, zum Verlust von Biodiversität und zur Zerstörung von Lebensräumen.

Ökologische Risiken:

  • Waldschäden und Entwaldung insbesondere durch illegalen Holzschlag
  • Verlust von CO2- und Wasserspeichern
  • Hohe Pestizid- und Düngereinsätze bei Monokulturen, die zugleich Böden durch einseitigen Nährstoffbedarf auslaugen
  • Verlust von Flächen durch Monokulturen, die für alternative Nutzung (z.B. Landwirtschaft) verloren gehen
  • negative Auswirkungen auf Biodiversität (Verlust von Ökosystemleistungen und Artenvielfalt)

Soziale Risiken:

  • Verlust des Zuhauses und Lebensgrundlagen, insbesondere indigener Gemeinden
  • Prekäre und gefährliche Arbeitsbedingungen im Holzabbau
  • Verletzung des Rechts auf Versammlung von Arbeiter*innen und Verletzung des Rechts auf kollektive Tarifverhandlung
  • Niedrige Löhne

Weiterführende Literatur:

02 Produktion

Der Herstellungsprozess von Papier ist sehr energieintensiv, so dass die Papierindustrie zu den größten industriellen Energieverbrauchern überhaupt zählt – und entsprechend hohe Treibhausgasemissionen verursacht. In Holzschliff- oder Zellstoffwerken werden Fasern aus dem Holzverbund gelöst und dafür große Mengen an Energie, Chemikalien und Wasser eingesetzt. Hingegen schneiden recyceltes Papier und andere Papierprodukte aus Altpapier im ökologischen Vergleich deutlich besser ab: So ist der Prozesswasserbedarf der Papierherstellung aus Sekundärfasern zwei- bis sechsmal und der Energieverbrauch drei- bis viermal niedriger als jener der Herstellung aus Holz.

Beispiele für die negativen Folgen der Papierproduktion sind:

Ökologische Risiken

  • Hoher Materialverbrauch
  • Hoher Energieverbrauch
  • Hoher Wasserverbrauch
  • Einsatz von Chemikalien

Soziale Risiken

  • Prekäre und gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen
  • Verletzung des Rechts auf Versammlung von Arbeiter*innen und Verletzung des Rechts auf kollektive Tarifverhandlung
  • Niedrige Löhne

Weiterführende Literatur:

03 Nutzung

Kommunale Verwaltungen können ihren Papierverbrauch reduzieren, etwa indem sie Maßnahmen der Digitalisierung durchsetzen sowie das doppelseitige Drucken und Kopieren zum Standard machen. Außerdem können sie recyceltes Papier verwenden, das gemäß hoher Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert wurde. Außerdem sollte, unabhängig davon, ob das Papier aus Primär- oder Sekundärfasern produziert wurde, auf Papier mit hohem Weißegrad verzichtet werden – denn letztere entsteht unter anderem unter Einsatz von Bleichmitteln bzw. aufwändigerer Faserreinigung. 

Weiterführende Literatur:

04 Entsorgung

Papier wird zu Altpapier und Altpapier zu recyceltem Papier – um diesen Kreislauf zu fördern, müssen Kommunen auf eine ordnungsgemäße Mülltrennung achten. Altpapier auf Abfalldeponien zu beseitigen, ist aus Umweltschutzsicht die schlechteste Lösung. Es ist wesentlich umweltverträglicher, Altpapier wieder zu recyceln und daraus neues Papier herzustellen, als Altpapier zu verbrennen, um daraus Energie zu gewinnen.

Ökologische Risiken

  • Entstehung von Abfallmengen
  • Kontaminationen von Luft und Wasser durch Müllverbrennung

Weiterführende Literatur:

05 Transport

Holzschlag in Russland, Produktion in Finnland und Schweden, anschließend der Transport nach Deutschland: So oder so ähnlich können Lieferketten von Papier aussehen. Von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum fertigen Endprodukt werden meist lange Wege per Schiff, Lkw und Zug zurücklegt. Treibstoffverbrauch und Abgase sorgen für Umwelt- und Klimabelastungen, die auch für die Gesundheit des Menschen schädlich sind. Für den Transport mit schweren Nutzfahrzeugen wie Lkw gilt die Abgasnorm Euro VI, die durch die öffentliche Beschaffung für den Transport verlangt werden sollte. Aus ökologischer Sicht ist eine Regionalisierung der Produktion sinnvoll, um den langen Transport der verschiedenen Produktteile zu vermeiden.