Das Beschaffungsvolumen für IT-Geräte für die öffentliche Verwaltung beträgt jährlich circa 20 Milliarden Euro und ist somit ein bedeutender Marktfaktor. Die Lieferketten im IT-Sektor sind äußerst komplex und in den verschiedenen Produktionsstufen treten wiederholt Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten sowie Umweltbelastungen auf (CIR).
Erfahren Sie mehr über die die sozialen und ökologischen Herausforderungen bei der Produktion von Computern. Sie können den Beschaffungsprozess nutzen, um die negativen Auswirkungen der Computerherstellung zu minimieren. So kann beispielsweise der gesamte Energieverbrauch durch eine höhere Nachfrage nach energieeffizienten Geräten reduziert werden.
Informationen und Beratung zur nachhaltigen Beschaffung von IT-Produkten bietet die zivilgesellschaftliche Organisation WEED an.
Allgemeine Hinweise zum Einkaufprozess finden Sie hier.
Klicken Sie auf einzelne Schritte in der Infografik links, um mehr über die ökologischen und sozialen Herausforderungen bei der Beschaffung von Computern zu erfahren.
Zur Produktion von Computern werden die Rohstoffe Metall und Erdöl benötigt. Die Gewinnung dieser Rohstoffe ist mit zahlreichen ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden. Beispiele hierfür können sein:
Ökologische Herausforderungen
die Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser durch den Einsatz von Chemikalien beim Abbau von Mineralien, beispielsweise durch Quecksilber im handwerklichen Bergbau,
Anreicherung von gefährlichen Substanzen , die in die Nahrungskette gelangen können
Verknappung natürlicher Ressourcen wie Edelmetalle und seltene Erden
Flächenverbrauch durch Abbau- und Gewinnungsstätten der Rohstoffe
hoher Energieverbrauch z.B. bei der Verhüttung und Aufbereitung von Eisenerzen
Soziale Herausforderungen (in den Abbaustätten bzw. aufbereitenden Betrieben)
schlechte Arbeitsbedingungen (z.B. geringe Löhne, keine ausreichende Sicherheit der Arbeitenden - Unfälle im industriellen Bergbau, Kinder- und Zwangsarbeit)
Landkonflikte durch Flächenverbrauch
Menschenrechtsverletzung (z.B. durch Umsiedlungen aufgrund von Rohstoffabbau)
Indirekte Unterstützung von bewaffneten Konflikten finanziert durch den Verkauf wertvoller Ressourcen
unsicheres Arbeitsumfeld (z.B. Raub und schwere Menschrechtsverletzungen, willkürliche Verhaftungen, Folter usw.)
Umweltverschmutzungen (z.B. Schwermetalle in Flüssen führen zu Einschränkung oder Ende von Fischfang, Jagd und Pflanzenanbau, sowie zur Verseuchung von Trinkwasser)
Die Rohstoffe Metall und Erdöl werden zur Fertigung der einzelnen Komponenten weiterverarbeitet. Während dieser Verarbeitung entstehen u.a. folgende ökologische und soziale Herausforderungen:
Ökologische Herausforderungen
Soziale Herausforderungen
geringe Löhne
keine ausreichende Sicherheit der Arbeitenden (u.a. durch die gesundheitliche Belastung durch Chemikalien in den Fabriken)
Kinder- und Zwangsarbeit
exzessive Überstunden
Arbeitsplatzunsicherheit durch Zeitverträge und Zeitarbeitsfirmen
Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten durch lange Arbeitszeiten und Monotonie der Tätigkeiten z.B. Haltungsschäden
Während der Endfertigung von Computern werden die einzelnen Komponenten der Produktion zusammengesetzt. Dabei entstehen neben ökologischen auch vor allem soziale Herausforderungen, die u.a. auf die Schnelllebigkeit der Branche und die damit verbundenen kurzen Produktlebenszyklen und Lieferzeiten zurückzuführen sind. Beispiele können u.a. sein:
Ökologische Herausforderungen
hoher Energieverbrauch vor allem bei der Herstellung von Display und Hauptplatine (Motherboard)
Emissionen von fluorierten Treibhausgasen bei der Herstellung von Flüssigkristallanzeigen (LCD)
Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser durch mangelndes Umweltmanagement, wie beispielsweise fehlende Filteranlagen
Soziale Herausforderungen
Kurzzeitverträge
Hohe (oft unbezahlte) Überstunden
keine Urlaubsansprüche
geringe Löhne
unzureichende Sicherheitsvorkehrungen
exzessive (Zwangs-) Überstunden
Verletzung des Vereinigungsrechts
keine festen Beschäftigungsverhältnisse
Geldstrafen: Wenn Arbeitende Fehler machen, drohen erhebliche Lohnkürzungen, für erlittenes Unrecht keine Entschädigung
Die Nutzung von Computern ist mit ökologischen Herausforderungen verbunden. Die Energie-Ineffizienz und eine zu geringe Belastung bei gleichzeitig hohem Energieverbrauch der Geräte ist ebenso problematisch wie kurze Lebenszyklen und die Inkompatibilität von neuen und alten Geräten, welche zur Entsorgung eigentlich noch funktionierender Geräte führt.
Die Entsorgung von Computern geht sowohl mit ökologischen als auch mit sozialen Herausforderungen einher. Beispiele hierfür können u.a. folgende sein:
Ökologische Herausforderungen
unvorschriftsmäßige Entsorgung von Altgeräten (wertvolle Materialen werden nicht wiederverwendet und Umweltbelastung durch toxische Abfälle)
unsachgemäßes Recycling („Hinterhofrecycling“)wodurch gefährliche Substanzen Luft, Boden und Wasser verschmutzen
Emissionen und Kontaminationen bei der Müllverbrennung und Deponierung von nicht recycelbaren Teilen und Verpackungsmaterial
Soziale Herausforderungen
Schlechte Arbeitsbedingungen in Recycling- und Entsorgungsbetrieben, z.B. aufgrund unzureichender Sicherheitsmaßnahmen
Illegale Exporte von Elektroschrott in Entwicklungsländern mit negativen Folgen für Mensch und Umwelt
Abbau von Metallen in Südamerika oder Afrika, Verarbeitung und Zusammensetzung der Komponenten in Asien und Vertrieb in Nordamerika, Europa und Deutschland: So oder so ähnlich können Lieferketten in der Computerindustrie aussehen. Von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum fertigen Endprodukt werden meist lange Transportwege zurückgelegt. Treibstoffverbrauch und Abgase sorgen für Umwelt- und Klimabelastungen, die auch für die Gesundheit der Menschen schädlich sind. Für den Transport mit schweren Nutzfahrzeugen wie LKW gilt die Abgasnorm Euro VI, die von Beschaffungsverantwortlichen für den Transport verlangt werden sollte.
Rohstoffextraktion & Aufbereitung (Gewinnung von Reinmetallen aus Erzen, Raffination von Erdöl)
Herstellung von Kunststoffteilen, Kunststoffharzen (Kleber), Prozesschemikalien, Drähten, Folien, Kabeln etc.)
Bau der großen Einzelkomponenten wie Leiterplatten und Displays sowie Endmontage und Programmierung)